Eine Vermählungsposse in sieben Streichen

Prolog

Manche sagen mit der Zeit
Ja - auch wir sind nun soweit
Wir haben Wohnung Kind und Hund
Wir machen nun die Sache rund.

Die Partnerwahl ist abgeschlossen
Der andre passt wie angegossen
Vorbei sind endlich Saus und Braus
Man kann es sagen: Die sind raus!

Dies gilt nun auch für Tom und Tine
Die beide mit gelass´ner Miene
So tun als wär' ihr Eheschritt
Ein ganz spontaner Liebestritt.

Doch wir, die wir die beiden kennen
Wir wollen mal die Fakten nennen
Denn wir - wir haben's stets geahnt:
Von langer Hand war das geplant.

Im Blick zurück wird's abgeleitet
Dieser Streich war vorbereitet
von manch andern üblen Streichen
Der, der sie hört, der wird erbleichen.


Erster Streich

Tom und Tine - wer sie kennt
Lebten erst einmal getrennt.
Tom, der wollte Bäume fällen
Tine ihren Geist erhellen
Plötzlich aber - die Hormone?
Zieht es beide in die Zone.

So ist schon früh der Plan erwachsen
Einer Partnerschaft in Sachsen.
Leipzig wurde auserkoren
Keine Zeit wurd' mehr verloren.

Doch um die Weiber zu betören
Sollte keine sich mehr stören
Am plumpen Bild des Forstgesellen
Der plump auch ist im Sexuellen

So wollte Tom flugs Maler werden
Um mit dem Pinsel hier auf Erden
Der Frauen Gunst sich zu ermalen
Um endlich sich im Ruhm zu aalen.

Derweil war Tine auch nicht dumm
Und fing flott an ein Studium
Sie wollte werden Vetrinär
Denn das, das mögen Männer sehr
Wenn richtig scharfe Tierarztschnecken
Das Tierische im Mann entdecken.

So schufen beide recht profund
Die Basis für den Ehebund

Dieses war der erste Streich,
doch der zweite folgt zugleich.


Zweiter Streich

Tom und Tine, diese beiden
Mussten sich nun noch entscheiden
Bei welchem Wirtstier wohl am besten
wär' fortan die Lieb' zu testen

Mit dem Kunstbrimborium
Kriegte Tom zwei Westgirls rum
Die im Haus, im überdachten
auch den Genius verbrachten.

Tine noch in Stötteritz
Bekam derweil den Geistesblitz
Sich geschickt mit Hund zu tarnen
Um eins der Westgirls zu umgarnen

Am ersten Mai zum Tag der Arbeit
War sie dann sofort bereit
Sprach laut auf dieses Westgirl ein
Lass uns einfach Freunde sein.

Damit war der Weg nun frei
Für die größte Schweinerei
Denn nun okkupierte Tine
Diese dreiste Konkubine
Immer öfter - feist und krude
In der Lessingstraß' die Bude
Wo im kleinsten Kämmerlein
Der Künstler saß im Dämmerschein
Und so krönte sie ihr Werk
Als sie dann mit Gartenzwerg
Gleichsam eingezogen ist
Nun endete die Schonungsfrist

In der Küche dann beim Feste
Ungeachtet aller Gäste
Sah Tine Tom und Tom sah Tine
Beim Klang der Himmelsvioline.

Dieses war der zweite Streich
Doch der dritte folgt sogleich.


Dritter Streich

Doch im eingenommenen Haus
Gingen Menschen ein und aus
Ja, drei Männer und drei Frauen
Mussten Zweisamkeit versauen.

Hinzu kam noch der Hund samt Fischen
Nirgends konnten sie entwischen
Überall nur Rudelpflichten
Wo war wohl die Flucht in Sichten?

Dann - es war im Haus des Buches
Kam das Ende dieses Fluches.
Da, wo andere disputieren
Ließ sich trefflich desertieren.

Tom und Tine warn verschwunden
Ihre Körper zu erkunden
Drei Tage warn sie nicht gesehen
Die Westgirls konnten’s nicht verstehen.

Und als sie wieder auferstanden
Ahnte man die zarten Banden
Die einen dann natürlich binden
Um sich nicht ständig zu entwinden.

Die Schraube wurde angezogen.
Der nächste Schritt ward längst erwogen.
Dieses war der dritte Streich.
Doch der vierte folgt sogleich.

Vierter Streich

Alles das war - Gott zum Lobe
Die gründliche Beziehungsprobe
Jetzt aber wurde Ernst gemacht
Der Auszug wurde angedacht.

Das gute alte Sechserleben
Es wurde einfach hingegeben.
Im Verborg'nen - sehr subtil
Suchte man ein Domizil
Im den man freier könne schalten
Und als Paar sich voll entfalten.

Ganz plötzlich dann der Exodus
Der Wohngemeinschaft Todesschuss.
Tom und Tine warn verschwunden
Und die Westgirls überwunden.

Als eingeschrumpfte Troika
Trank man bei Ilses Erika
Auf diesen Streich ein letztes Bier
Na klar, man hatte auch Pläsier.

Und in der Straße, der WetTiner
Für Tom und Tin' war's Palestina
Im Namen schon, da war doch Tine
Wie im Kuchen die Rosine
Hier sollte nun final auf Erden
Das Partnerglück beschworen werden.

Derweil verließen voller Schmerzen
Mit voll und ganz gebrochnen Herzen
Die Westgirls ihre Ossistadt
Ja doch, sie hatten's endlich satt.

Dieses war der vierte Streich
Doch der fünfte folgt zugleich.

Fünfter Streich

Nachdem der Wohnraum freigemacht
Da konnten sie mit ganzer Macht
Den nächsten Streich geschickt beginnen
Und über Nachwuchs nachzusinnen.

Gemacht, getan - es ging sehr schnell
Denn bald in Hamburg, im Karussell
Sah man Frau Loth sich übergeben
Schon war es da - ein neues Leben.

Zwar fiel man mit der Leibesfrucht
Hinunter eine Parkplatzschlucht
Weil just bei einer Pinkelschicht
Frau Loth verlor ihr Gleichgewicht
Doch trotz der kleinen Zwischenfälle
Erweiterte sich diese Zelle
Ganz wie geplant zu einer Sippe
Nun war sie da, die kleine Dritte.

Als Mia kam, da war es klar
Dass dieses hochdurchtriebene Paar
Auch wenn es keiner machen sollte
Die Menschheit noch vergrößern wollte.

Dieses war der fünfte Streich
Doch der letzte folgt sogleich.


Letzter Streich

Tom und Tine, nun zu dritt
planten nun den letzten Schritt
Recht pikant und intrigant
Erstrebten sie den Ehestand

Denn ehe andre Ehen schließen
Wollten sie es selbst genießen
So wählten sie die Ehepflichten
Damit die andren für sie dichten

Denn nichts ist schlimmer als die Qual
Den Reim zu finden auf Gemahl,
auf Hochzeit und auf Ehestand
Ein jeder Vers wird penetrant

Denn während Hochzeitsgäste lachen
Kann man sich nur zum Deppen machen
Mit einer solchen Reimerei
Im Dienst der Hochzeitslitanei

Doch eben diese miese Schiene
Genau die wollten Tom und Tine
Damit auf ihrem Hochzeitsfeste
Auch noch die allerletzten Gäste
Endlich schreien jämmerlich:
Gott sei Dank, sie haben sich!

© T. Pannen